#44 E-Show mit Carsten Körnig: Wie bewerten Sie das Solarpaket I?

Shownotes

Heute im Interview: Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft.

Max Herrmannsdörfer spricht mit Carsten Körnig über das kürzlich beschlossene Solarpaket I. Welche Auswirkungen hat das Maßnahmenpaket für Endverbraucher, Hersteller und das Fachhandwerk? Was fehlt im Solarpaket I? Diese Fragen werden in dieser Folge beantwortet.

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Max: Ich begrüße ganz herzlich bei mir zu Gast im Handwerkeradio und im e -Show Podcast Carsten Körnig. Er ist Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft. Hallo Herr Körnig.

Carsten Körnig: Ich kenne sie ja da.

Max: Herr König, wir sprechen heute über das Solarpaket 1. Das wurde nach langem Hin und Her Ende April beschlossen und ja, man kann sagen, endlich beschlossen. Eigentlich soll es ja schon viel früher kommen. Woran lag es denn, dass es so lange gebraucht hat?

Carsten Körnig: Vielen Dank.

Carsten Körnig: Die Hoffnung hatten wir natürlich, dass es schneller geht. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, nein, kann ich es ja zugeben, wir hatten eigentlich nicht die Erwartung, dass es wirklich sehr schnell gehen würde. Warum? Weil doch sehr viele Empfehlungen auch von uns als Branche, sehr viele Wünsche geäußert wurden, an sehr vielen Stellen es klemmte, also Bürokratie, Reformstau. Und es ging auch in eine ganze Menge an kleinteiligen Themen. Wir hätten uns gewünscht, dass unter Weihnachtsbaum landet, das Solarpaket wenigstens ein neues Osterpaket geschnürt wird. Hat ein paar Wochen noch länger gedauert. Aber entscheidend ist ja, was bei rauskommt. Und es gab dann auch so zwei, drei... verzögerte Faktoren noch. Sie erinnern sich sicherlich an das Gerichtssotal in Karlsruhe. Dann gab es unterschiedliche Einschätzungen in dieser ohnehin nicht ganz einfachen Dreierkoalition zum Thema industriepolitische Maßnahmen. Und zu guter Letzt wurden wir zu einem Überfluss auch noch als Geisel genommen für das Klimaschutzgesetz. Das ging ja teilweise auch durch die Medien. Da wollte da ein Koalitionspartner eben im Gegenzug für Zugeständnisse vielleicht beim Bürokratieabbau. dann auch sehen, dass das Klimaschutzgesetz nicht mehr ressortspezifisch nachweisen muss. Jedes Ministerium inwieweit das CO2 entspeist. Das hat alles zu Verzögerung geführt. Ja, jetzt sehen wir die Ergebnisse.

Max: Dann schauen wir doch auf die Ergebnisse. Man hat schon den Pressemitteilungen vernommen. Sie sind da nicht ganz abgeneigt von den Ergebnissen, aber drücken Sie es doch gerne selbst einmal aus, Herr Körnig. Wie bewerten Sie jetzt die Inhalte dieses Solarpakets 1?

Carsten Körnig: Ja, also Sie wollen wissen sozusagen, ob es nun tatsächlich so ist, was lange währt, währt gut. Und da ist natürlich so ein bisschen die Frage, was war die Erwartungshaltung? Woran messen wir denn die Ergebnisse? Und wir hatten natürlich hohe Erwartungshaltungen, weil wir wie gesagt einen jahrelangen Reformstau hatten und weil es im Handwerk überall doch klemnte, was man so zusammenfassen kann, was wir wollten eigentlich von diesem Paket, von diesem Solar.

Max: Ja.

Carsten Körnig: Beschleunigungspaket, das war so eine Entfesselung der Solartechnik, das stand ja auch im Koalitionsvertrag schon drin, wir wollten mehr Investitionssicherheit haben. Wir wollten attraktivere Rahmenbedingungen eigentlich in fast jedem Marktsegment sehen. Entbürokratisierung eben, Verfahrensbeschleunigung, das sind die Messlatten. Und wenn man das zugrunde legt, da muss ich schon sagen, wir sind ein ganzes Stück. weitergekommen. Viele profitieren wirklich jedes Marktsegment. In jedem Marktsegment gibt es Verbesserungen vom Stecker -Solargerät bis hin zum großen Solarkraftwerk, zum Solarpark, also vom Immobilieneigentümer über den Mieter bis hin zum Projektierer gibt es Verbesserungen. So, das war eigentlich zufriedenzustellen, sind wir ja selten, aber man muss schon sagen, dass von den Mitgliedsunternehmen auch das Bundesverband Solarwirtschaft bisher sehr viel positives Feedback gekommen ist, eine Fühle von Reformen. Es ist kein Solar -Päckchen, es ist wirklich ein Solar -Paket.

Max: Okay, das hört sich ja schon mal ganz gut an, dass da auch Ihre Mitgliedsunternehmen dahinter stehen und das positiv bewerten. Wenn wir noch ein bisschen konkreter reinschauen, können Sie nicht das komplette Paket einmal aufzählen, aber zumindest mal so stichpunktartig ein paar Maßnahmen vorstellen, die jetzt in diesem neuen Paket geregelt sind, die es vorher so nicht gab.

Carsten Körnig: Ja, sehr gerne. In der Tat ist eine Fülle an Maßnahmen, würde mehrere Stunden dauern, das alles ausführlich darzustellen. Ich kann da gerne aber verweisen, auch auf ein Webinar, den Link können Sie auch Ihren Zuhörern zur Verfügung stellen, wo man mal ausführlicher auch nachlesen kann, was die wesentlichen Verbesserungen sind. Ich will ein, zwei Punkte hervorheben, was ja auch wichtig ist klimapolitisch, energiepolitisch ist. wenn man 22 Gigawatt pro Jahr an neuer Photovoltaik in Deutschland installieren wird, das ist ja die Zielsetzung der Bundesregierung, dann muss man eben in jedem der Marktsegment und Anwendungsfelder auch mehr Zubau erreichen. Wir haben ja in den letzten Jahren gesehen wirklich einen Solarboom in Deutschlands Eigenheimsiedlungen, aber Gewerbedächer oder auch gerade Mietwohngebäude. Man kennt das sicherlich, wenn man irgendwann in der Großstadt landet auf dem Flughafen, dann staunt man doch, wie wenig noch auf die großen mehrgeschossigen Mietwohngebäude zu finden ist, aber auch teilweise auf Gewerbe -Dächer. Da brauchen wir mehr Schub und genau hier gibt es wesentliche Reformen. Beispiel, es war so, dass wir zwar am letzten Jahr auch schon bei immer mehr Gewerbebetriebe gesehen haben, die auf Solaranlagen. gesetzt haben. Allerdings sind das die niedrige Früchte, will ich mal sagen, die da geerntet wurden, nämlich die Dächer, wo unter den Firmen da viel Eigenverbrauch möglich ist, wo also der Solarstrom auch direkt genutzt werden kann. Diese Anlagen sind wirtschaftlich interessant. Sobald man allerdings vielleicht nur 25 Prozent des Solarstroms selber nutzen kann, 75 Prozent nicht unmittelbar. Dann wird es häufiger schwieriger, dann rechnet sich das nicht immer, zumindest in den Amortisationszeiten, die ein deutlicher Mittelständler erwartet. Und hier war es gut, dass es gelungen ist, im Solarpaket diese Einspeisevergütung für den überschritt, den man nicht selber nutzen kann, die anzuheben, rund 1 ,5 Centi -Kilo -Holzstunde. Das heißt, auch die Zinsentwicklung ...

Carsten Körnig: ist eingepreist worden, zumindest größtenteils, wie wir in den letzten Jahren ja gesehen haben, Fremdkapital. Und das braucht man ja häufig, wenn man eine Gewerbeanlage sich anschafft, zum Beispiel auf einen großen Handwerksbetrieb, dann ist das eben teurer geworden, einfach weil die Kapitalzinsen eben in die Höhe gegangen sind. Und das wird jetzt mit dieser Einspeisevergütung eben ausgeglichen, sodass das in Kombination auch bei kleineren Eigenverbräuchen mehr Sicherheit gibt für den Investor, dass sich diese Anlage auch in akzeptablen Zeiträumen amortisieren. Dann ist es so, dass ein weiteres Hindernis beseitigt wurde, nämlich es gab ziemliche Bürokratie bei Netzanschluss solcher Gewerbeanlagen. Wenn man also mit PV -Anlagen sich aufs Dach gesetzt hat, aufs Hürmendach, und man wollte die als Netz anschließen, musste man teils sehr teure Zertifikate. erstellen lassen. Das hat ewig gedauert, weil es nur ganz wenige Zertifizierer gab und es war gänzlich unverhältnismäßig. Man wurde also wie ein großes Kraftwerk behandelt, obwohl man eben nur ein Föhrungstabenmittelgroßes mit Solarzelt bestückt hat. Das ist jetzt gerade gerückt worden, sodass es jetzt deutlich leichter hat, diese Anlagen auch ans Netz anzuschließen. Das Ganze wird günstiger. Und vielleicht als drittes Beispiel.

Max: Ja.

Carsten Körnig: Mehrfamilienhäuser, sagte ich, dort gab es ja so ein ziemlich verkrochstes Mieterstromkonzept in der Vergangenheit. Das war auch extrem bürokratisch. Wenn man also zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus als Eigentümer, vielleicht sogar hat man selbst in Immobilien gewohnt, die Solaranlage vom Dach auch den Mietern zur Verfügung stellen wollte, den preisgünstigen Solarstrom, dann musste man gleich ...

Max: Mhm.

Carsten Körnig: die Gesamtstromversorgung für die anderen Mieter übernehmen. Man durfte nicht nur den Solarstrom weiterleiten, man musste gleich auch den Graustrom, musste also zum Energieversorger werden und hat natürlich dann auch die entsprechenden Pflichten aufgebürdet bekommen, als wenn man so einen Kernkraftwerksbetreiber, also einen Kohlekraftwerksbetreiber überzeichne ich jetzt mal. Und hier gibt es jetzt das sogenannte Modell der gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung.

Max: Mh...

Carsten Körnig: Das ist also erleichtert, es eben das voneinander zu trennen. Man kann also nicht Solaranlagen gemeinsam betreiben auf dem Dach, das ohne deutlich weniger Nachweis und Meldepflichten dann eben betreiben. Das wird dazu führen, dass endlich also auch im mehrgeschossigen Mietwohngebäude es vorangehen kann mit dem Ausbau der Foto -Untage. Damit vielleicht mal ein paar Beispiele.

Max: Sehr, sehr gut. Ich fand es schön, dass Sie auch verschiedene Bereiche beschrieben haben. Daran erkennt man auch, dass viele Parteien und viele Positionen von diesem Paket profitieren. Sei es der Eigentümer von einem Mehrfamilienhaus, sei es ein Gewerbetreibender. Im Endeffekt profitiert die komplette Branche. Kann man schon so sagen, oder?

Carsten Körnig: Das kann man fast so sagen. Es gibt ja nun bei uns Mitgliedsunternehmen, die nur Freiflächenanlagen bauen. Dazu könnte man auch noch mal vielleicht ein paar Aspekte als Beispiele nennen, aber eben viele, die auch nur im Gebäudesektor sind. Und ja, in wirklich allen Marktsegmenten hat sich was getan. Es sind jetzt nicht alle unsere Wünsche erfüllt worden.

Max: Mhm.

Carsten Körnig: Aber doch, man hat sich Mühe gegeben. Man hat die Branche auch mit einbezogen wirklich gefragt, wo drückt der Schuh am meisten und das alles oder fast alles erzeugt nicht zusätzliche Kosten auch für den privaten Verbraucher, sondern Bürokratieabbau heißt ja immer auch Kosteneinsparung letztendlich, weil Prozesse effizienter sind, schneller gehen und davon profitiert also letztendlich auch der Verbraucher.

Max: Jetzt haben Sie die Freiflächen gerade eben schon angeschnitten. Vielleicht geben wir auf den Punkt tatsächlich noch ein, weil es ja gerade für die Landwirtschaft schon ein Thema Solarparks zu errichten oder Solarflächen auf eigenen landwirtschaftlichen Flächen zu bauen. Was gibt es jetzt da für Änderungen? Warum kann es da jetzt einen Boom geben?

Carsten Körnig: Also es ist ja so, dass die Bundesregierung sich zum Ziel gesetzt hat, man will ja innerhalb der nächsten zehn Jahre von rund 12, 13 Prozent am Stromverbrauch in Deutschland auf 30 Prozent hoch und die Hälfte davon so auf Freiflächen. Da richtet werden die andere Hälfte auf Dächer. Das ist so grob die Planung. Und da ist natürlich auch wichtig, dass die Investitionsbedingungen auch hier im Kraftwerksbereich attraktiv sind. Eines der Händnisse war hier der Zugang zu geeigneten Standorten. Wir hatten hier eine sehr restriktive Standortkulisse für die förderfähigen Solarparks, die in etwa so aussah, dass man eigentlich nur an, man kennt das, wenn man die Bundesautobahn langfährt, an den am Rande so offen relativ überschaubaren Streifen diese Anlagen errichten durfte und nur dann förderfähig war. Das ist jetzt gelungen, wenigstens die benachteiligten Gebiete nach EU -Definition. Das sind Flächen, meistens die keine großen landwirtschaftlichen Erträge bringen, dass die im Grundsatz erst mal auch genutzt werden dürfen. Bundesländer können das einschränken, aber nur in begrenzt Maße einschränken. Und das ermöglicht es, dass man leichter eben auch zu günstigen Konditionen an geeignete Flächen. Das war ein langjähriger Wunsch aus der Branche und das drohte zunehmend zum Engpass zu werden. Und überall wo man auf einen Engpass stößt, gehen dann auch die Preise hoch, die Pachtpreise. Und das verteuert dann wiederum die Energiewende. Also auch dort profitieren nicht nur die Projektierer, sondern auch die Verbraucher. Vielleicht ein zweites Beispiel. Wir haben die Möglichkeit ja... sehr modular Solare Strom zu erzeugen in verschiedensten Anbänder. Nicht nur auf dem Gebäudedach oder auf der Freifläche regulär, sondern auch in Kombination mit anderen Nutzungsformen. Also beispielsweise kann man parallel landwirtschaftliche Flächen nutzen und darunter beispielsweise Obstanbau betreiben oder also Feldfrüchte und Sonnenstromernte sozusagen in gewisser Maße kombinieren in sogenannten AGRI -PV -Anlagen.

Max: Mhm.

Carsten Körnig: oder Parkplatz -PV. Sie können kombinieren, große versiegelte Parkrauben, bewirtschaftete Flächen, können die überdachen und was ja ohnehin für die Elektromobilität absichtbar dann auch sinnvoll ist, diesen Solarstrom, den fahrenden Speichern, will ich mal sagen, zur Verfügung zu stellen. Das ist ja auch eine wichtige Form der Flexibilisierung. Diese Kombination wird jetzt gezielter angereizt. Vorher war es so, dass man, wenn man solche Anlagen errichtete, im Wettbewerb stand mit konventionellen Solarparks. Da hatte man in diesen Förderausschreibungen kaum eine Chance, einen Zuschlag zu kriegen, weil eben diese hybriden Formen, Nutzungsformen der Solarenergie zunächst einmal teurer sind, weil man ein bisschen höher aufstendern muss, braucht man ein bisschen mehr Stahl. Und jetzt haben wir es geschafft, dass dann eigenes Auktionssegment existiert, sodass eben diese innovativen und besonders auch effizienten und blechensparenden Formen doch sicherlich zunehmen dürfen. Also auch hier.

Max: Mhm.

Carsten Körnig: positive Beispiele dafür, dass das Solarpaket, denke ich, zusätzlich...

Max: ist ja auch ein positives Zeichen für das Fachhandwerk, das wir ja auch beim Handwerkerradio gezielt ansprechen wollen. Gerade im Elektrohandwerk gibt es viele Betriebe, die sich auf Solaranlagen, auf Photovoltaik auch spezialisiert haben. Und ich kann mir vorstellen, dass auch da, ja, dass da eine gewisse Freude herrscht, dass die Barrieren einfach abgebaut werden, wenn es ums Thema Solar geht. Können Sie über den Bereich Fachhandwerk ein bisschen was erzählen, Herr Körnig? Welche Auswirkungen? Solarpaket auch aufs Handwerk hat.

Carsten Körnig: Indirekt für jeden Handwerker, der ein eigenes Dach hat, habe ich schon ein bisschen erwähnt. Dem dürfte es attraktiver werden, weniger Zertifikate, bessere Vergütungssätze. Das Ganze dürfte leichter werden und das Interesse ist wirklich sehr groß.

Max: Richtig?

Carsten Körnig: Das Fachhandwerk insgesamt im Bereich des Elektrohandwerks haben wir ja schon in den letzten drei Jahren gesehen, dass sehr viele konventionelle E -Handwerksbetriebe in die Solarbranche eingestiegen sind. Das sind ein paar tausend Betriebe, die beobachtet haben, wie die Nachfrage bei uns gestiegen ist in der Solarbranche und sich gesagt haben, Mensch,

Max: Mmh.

Carsten Körnig: Ich habe doch auch ausgebildete Fachkräfte, die mit einer Weiterqualifizierung zumindest wunderbar diese Technik anbieten können. Es geht ja zunehmend auch die Verschränkung der Photovoltaik, Speicher, Elektromobilität, Strom für Wärmepumpen günstig zur Verfügung stellen. Also diese Systemkompetenzen verzahnen sich ohnehin immer stärker.

Max: Mhm.

Carsten Körnig: Und das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung, die wir da sehen, die auch hilft, diese verstärkte Nachfrage zu bedienen, dass also immer mehr sich vorbilden in diesen Bereich reingehen oder auch zurückkommen, die vielleicht vor 10, 15 Jahren schon mal im Bereich der Fotobotanik waren. Dann gab es ja eine sehr schwierige Zeit. Aber jetzt denke ich, scheint es doch parteiübergreifend und irreversibel erkannt zu sein. Hey, da geht kein Weg mehr dran vorbei. Das sind nur die verrückten Deutschen, die auf Solartechnik setzen, sondern weltweit inzwischen eine Entwicklung. Das Fachhandwerk gehört zu unseren wichtigsten Profiteuren, stellen die meisten Wertschöpfung in der Solarenbranche. Wir haben inzwischen wieder über 100 .000 Beschäftigte, Vollzeit -Äquivalente in Deutschland in der Solarenbranche. Der Großteil davon entfällt ganz klar aufs Fachhandwerk. Da liegt die meiste Kompetenz. Darauf kommt es an, dass die Anlagen hochwertig errichtet werden.

Max: Hm.

Carsten Körnig: und dass diese auf Systemkompetenz zunehmend auch mit Energiemanagement -System gekoppelt. Das war wieder roll -out. Weil das, erkennt man ja, das muss man in dem Zusammenhang ernst nehmen, beherrschen. Und da sind wir sehr froh, dass Deutschland da wirklich auch einen Standortvorteil hat dahingehend, wird da eben so viele qualifizierte Fachbetriebe überhaupt vorweisen können.

Max: Ja, Thema Standort ist auch ein interessanter Punkt, gerade was die Industrie dann anbelangt und die Hersteller auch von Solarmodulen. Da sind die Voraussetzungen in Deutschland vielleicht nicht ganz optimal, aber da können Sie gleich gerne mehr dazu sagen. Da möchte ich gar nichts Falsches sagen. Der Markt ist ja auch, es gibt einen starken asiatischen Markt in dieser Branche. Wie sehen das die deutschen Hersteller?

Carsten Körnig: Ja.

Max: Auch da liest man immer wieder von Abwanderungsgedanken oder von Kurzarbeit oder Kürzungen in der Seite. Berichten Sie uns da gern was, Herr König.

Carsten Körnig: Also es gibt nicht nur Eitel Sonnenschein in der Tat, es gibt auch Schattenseiten und die reichen länger zurück. Es ist zwar so, dass die Deutschen wie die Weltmeister Solarmodule installieren, aber immer weniger Solarmodule kommen aus deutscher Fertigung oder europäischer Fertigung. Das ist schon länger ein Phänomen, was wir haben. Eigentlich ging das die Anfang der Zehner Jahre. begann der fahrende Riss bei uns in der Branche. Damals gab es politische Fehlentscheidungen. Der Markt sackte innerhalb von zwei, drei Jahren 80, 90 Prozent ein, indem eben Förderung, von der wir damals noch viel abhängiger waren, gekürzt wurde. Viel zu stark, viel zu schnell. Und man hatte es auch übersehen und vergessen, Energiepolitik sinnvoll mit Industriepolitik zu verzahlen. Man dachte, das ist automatisch läuft das im Gleichschritt. Wir hatten damals viele Industriebetriebe, auch die Solarmotos, Solarzellen erzeugt hatten, Solarwellen, vor allem in den neuen Bundesländern. Nach diesen politischen Fehlentscheidungen sind viele auseinanders getrieben worden oder mussten dicht machen.

Max: Mmh.

Max: Mhm.

Carsten Körnig: wahrsten Sinne des Wortes. Gleichzeitig hat China aber erkannt, das ist das Öl dieses Jahrtausends, die Solarenergie, und hat massiv investiert in die Solareindustrie und hat sich damit eigentlich größtenteils der Produktion übernommen. Und wir sind jetzt stark abhängig von Importen aus Asien, wie auch in anderen Bereichen. Aber das hätte nicht so sein müssen. Und nach wie vor muss es auch nicht. Es ist kein Naturgesetz. Wir haben andere gute Standortfaktoren. Wir haben...

Max: Mhm.

Carsten Körnig: wie ich schon sagte, Fachkräfte, die Exzellenz sind. Wir haben einen wachsenden Nachfrage und verlässlichen Nachfrage, seit vielen Jahren wachsenden Nachfrage nach Solartechnik vor der eigenen Haustür, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa, sodass man genug Absatzmarkt kontinental für eine heimische Fertigung eigentlich hätte. Wir haben eine gute Forschungslandschaft, noch sehr große führende Forschungsinstitute, Fraunhofer und andere im Bereich der Solarenergie, also viele Standortverkäufe. Nun könnte man sich natürlich sagen, na ja, in Asien sind aber die Arbeitskräfte billiger. Das Argument zieht auch nicht mehr. Das war vor 15, 20 Jahren doch teilweise ein berechtigtes Argument. Damals wurden aber die Solarmodule noch mehr manufakturseitig gefertigt. Inzwischen sind das voll automatisierte Hightech -Fabriken, diese Gigafabs. Da spielt es gar keine Rolle mehr, ob da die Lohn - und Gehaltsdifferenzen so hoch sind oder eine sehr viel geringere Rolle. die dann auch kompensiert wird durch eben stärkere Transportaufwendungen, wenn man so lange Belieferwege hat. Also es gäbe die Möglichkeit, auch in Europa wettbewerbsfähig internationale Solarzellen, Solarmodule in größeren Mengen zu produzieren. Voraussetzung wäre, dass die Produktionskapazitäten größer sind. Die Solarfabriken, wir haben einfach inzwischen, haben die Asiaten einen derartigen Wettbewerbsvorsprung, dass die Fabriken ... der Regel den Faktor 10 und mehr größer sind. Und das schafft natürlich Mengeneffekte. Da kann man günstiger produzieren. Das wurde ermöglicht durch eine sehr systematische, konsequente Unterstützung seitens der chinesischen Regierung. Die USA tut jetzt Ähnliches, versucht, die Branche in die USA zu locken. Indien steigt auf den Zug auf, Australien nur wie Deutschen. Wir denken, das regelt der Markt alleine.

Max: vor.

Carsten Körnig: und lassen uns diese Zukunftstechnologien ein Stück weit vor der Nase wegschnappen. Es geht nicht darum, sich unabhängig vollständig zu machen, autark sein zu wollen, sondern wir sind ein Exportland. Wir wollen also keine Zölle, wir wollen keine Handelsbeschränkungen. Aber es wäre notwendig für die Anlaufphase des Aufbaus von solchen Gigafabriken, am Anfang hat man immer mehr Kosten, bis die eingespielt sind, man hat erhebliche Investitionskosten im modernsten Maschinen - und Anlagenpark. Hier bräuchte es einen gewissen Anschub. Keine Dauersubventionierung, aber Anschubfinanzierung seitens der Regierung. Und das ist leider bisher nicht geglückt in dieser Koalition, dafür Mittel in dem nötigen Umfang loszueisen. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung klar dahinter stünde. Wir wissen das aus repräsentativen Fragen, weil offensichtlich den Menschen doch inzwischen bewusst geworden ist, dass wir auch in neue Technologiefälle einsteigen müssen.

Max: Mmh.

Carsten Körnig: Elektromobilität ist ein ehrliches Beispiel, was wir sehen, dass man die Zeit nicht verschlafen darf. Aber da wäre also noch viel Handlungsbedarf und da zählt auch Geschwindigkeit.

Max: Aber da kommen wir dann vielleicht zum nächsten Punkt, zur nächsten Frage, was denn im Solarpaket 1 jetzt nicht mit drin ist. Weil ich meine, dass über genau so was schon auch diskutiert wurde, einen Bonus auch zu schaffen für heimische Industrie, der Resilienzbonus, so war glaube ich das Wording. Er hat es ja letztendlich nicht mit ins Solarpaket geschafft. Wäre das was, was Sie als Bundesverband Solarwirtschaft begrüßt hätten? Ich denke ja.

Carsten Körnig: und ich wünsche euch viel Spaß beim nächsten Mal.

Carsten Körnig: Wir haben ja einen derartigen Vorschlag sehr konkret auf den Tisch gelegt und ihn sehr gut begründet, wie ich denke, nachgewiesen, dass es eine sehr effiziente Maßnahme gewesen wäre, die sich volkswirtschaftlich ausgezahlt hätte. Da ging es eben darum, dass Verbraucherinnen, Investoren, die...

Max: Ja.

Carsten Körnig: Solarmodule aus heimischer oder europäischer Fertigung kaufen und einsetzen, die in der Anfangszeit noch teurer sind, dass diese Mehrkosten zu einem gewissen Maße ausgeglichen werden durch einen Resilienzbonus. Das ist gerade nach den Kürzungsbeschlüssen jetzt dem Karlsruher KTF -Urteil. war es nicht mehr möglich, das ins Solarpaket einzubringen. Wir hoffen jetzt auf die Umsetzung des sogenannten Net Zero Industry Act. Das ist ein europaweites Regelwerk, was auch Kriterien und Bedingungen an Fördermechadismen oder auch ans öffentliche Beschaffungswesen knuten möchte, dass ein gewisser Teil zumindest dann eben aus europäischer Fertigung künftig eher kommt oder diversifiziert wird, nicht nur aus einer Lieferregion. Es geht darum, eine gute Abwägung zu haben zwischen industriepolitischen Impulsen, ohne aufgrund der noch sehr hohen Abhängigkeit von Importen jetzt den Markt auszubremsen. Das kann nicht unser Interesse sein. Deswegen Marktzugangsschrauben zu machen. Das ist ein Punkt. Der Wunsch ist offen geblieben für ein Solar -Paket II oder wie auch immer es dann aussehen wird. Es gibt andere Punkte, die es auf jeden Fall notwendiger scheinen lassen, jetzt nicht aufzuhören. Jetzt darf dir nicht die Puste ausgehen beim Bürokratieabbau. Anschluss von Netzen weiterhin brauchen wir mehr Transparenz, mehr Digitalisierung. Da weiß man teilweise als Projektierer eines großen Solarkraftwerks gar nicht, wie viel Netzkapazität gibt es denn noch in dem Landkreis. Das ist sehr intransparent. Da spielt man dann mit den Netzbetreibern teilweise monatelang Ping -Pong, bis man die Informationen zusammen hat. Da gäbe es eine Menge Themen, da auch Flexibilisierung des Stromsystems. dass diese Gleichzeitigkeitseffekte, die man hat zwischen Wind und Solar, wenn man zu viel erneuerbar ist, in letzter Zeit gehen die Marktwerte herunter, steigen die Kosten unnötig für die allgemeine Allgemeinheit und entsteht Planungsunsicherheit für die Investoren. Das kann man durch geschicktes Reformen im Energiemarkt designen und auch im Förderdesign könnte man das in den Griff kriegen, dieses Thema Speicher stärker und noch schneller ausbauen. Also die Wunschliste ist noch lang.

Carsten Körnig: Aber trotzdem will ich mal sagen, das Solarpaket I ist ein gutes Paket und wir hoffen, dass man in dieser Legislaturperiode jetzt noch die weiteren offenen Themen, auch steuerrechtlichen Themen angehen kann.

Max: Ja.

Max: Dann blicken wir doch zum Abschluss ein bisschen in die Zukunft, Herr König, auch wenn es nicht ganz einfach ist. Sie haben aber vorher die Ausbauziele und die Wünsche genannt von 12 Prozent auf 30 Prozent Stromanteil aus Solarenergie bis 2030. Schaffen wir das? Ist das ein realistisches Ziel, Herr König, auch mit den Maßnahmen, die jetzt im Solarpaket 1 geregelt wurden? Ich höre schon, es ist ein guter Anfang.

Carsten Körnig: Vielen Dank.

Carsten Körnig: Ja, es ist so, dass wir ganz gut im Tempo im letzten Jahr waren. Wir haben wirklich eine Verdoppelung innerhalb von einem Jahr hingelegt. Das ist schon mal, haben viele gesagt, geht gar nicht. Wir haben gar nicht die Fachkräfte. Also geht offensichtlich doch, wenn man es nur will. Also es ist schon mit den Maßnahmen im sogenannten Osterpaket, 2023 war das doch schon die erste Weichen gestellt worden dafür. Aber ...

Max: Aber ist es tatsächlich realistisch?

Carsten Körnig: Wir sind auch zuversichtlich, dass man in diesem Jahr das Zwischenziel erreicht. Das liegt bei 13 Gigawatt im Jahr. Das werden wir übertreffen erneut. Herausfordert wird es dann in den nächsten zwei Jahren. Dann wollen wir eben auf 18 Gigawatt oder auf 22 Gigawatt jährliche Installationsvolumen hochkommen. Dafür brauchen wir eben alle Marktsegmente und dafür müssen alle Barrieren weg, die nicht wirklich notwendig sind an Regulatoren. Da muss jetzt aufgeräumt werden. Dann können wir das jedes Jahr schaffen, aber auch nur dann. Sonst schaffen wir das vielleicht mal ein Jahr, aber fahren dann wieder zurück. Das kann es ja auch nicht sein. Schließlich auch als Unternehmen investieren wir in klugen Köpfe, in mehr Mitarbeiter und brauchen hier also Planungssicherheit. Und insofern ermutigen, versuchen wir gerade, die Bundesregierung zu ermutigen, also fortzufahren mit den Plänen und den Absichten. Und steht es ja im Koalitionsvertrag. Man will alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Auf jedes Dach soll eigentlich nur Solaranlage. Also dann muss man jetzt fortfahren.

Max: Herr König, ich danke Ihnen ganz herzlich für die Einführung in dieses Solarpaket. Eins, auch wenn es ein großes Paket ist. Wir konnten heute zumindest ein paar Maßnahmen und ein paar Details daraus ein bisschen besser verdeutlichen. Und ja, ich freue mich, wenn wir auch künftig weiter über schöne Entwicklungen in der Solarwirtschaft sprechen können. Und ja, den einen oder anderen Punkt, der hakt, der wird dann hoffentlich bald beseitigt. Ihnen vielen lieben Dank. Alles Gute und bis bald, Herr König.

Carsten Körnig: In dem Sinne danke auch von meiner Seite hohen Wirkungsgrad zu Hörern und Zuschauern. Tschüss.

Max: Dankeschön, bis bald, tschüss!

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